Einfach mal trauen ... Motorkabelbaum
So, ich hab es einfach mal gemacht.
Bei meiner kleinen habe ich von Anfang an Probleme mit zu hohem Leerlauf gehabet, mal mehr, mal weniger. Nach einer ausgiebigen Testbook-Session bei Uwe war dann klar, dass da einige Kabel von den Sensoren gebrochen sind oder zumindest wackeln. Drosselklappenpoti, Kühlmittelsensor, evtl. auch VVC Oltemperatur ... das kann ja nichts werden. Da ich keinen Bock auf Löten oder Frickeln hatte, musste ein kompletter Kabelbaum her, VVC MEMS 2J, ohne Klima, aber mit elektronischem Tacho. Diese Zwittermodelle zwischen Juli 1999 und Ende 2000 eben. Gar nicht einfach zu finden, aber Martin Smith hatte dann noch einen
Heute hab ich das gute Stück getauscht und nun, nachdem die Fleischwunden an den Unterarmen nicht mehr triefend bluten, einfach ein kurzer Bericht. Das ganze ist nicht wirklich schwierig, nur eben sehr unbequem. Wie eigentlich alles an unseren Schätzchen.
Gebraucht werden neben Standardwerkzeug ein paar Kabelbinder, gutes Isolierband (ich bevorzuge Coroplast), und gerne ein paar neue Halteklipse für den Kabelbaum. Ich konnte bei der aus-zwei-mach-eins-Aktion genügend Klipse recyceln, aber neue wären wohl einfacher zu handhaben.
Als erstes Batteriemasse abklemmen, dann Motordeckel auf. Nun heißt es, die ECU-Halterung auszubauen, dazu die rechte 8 mm Schraube ganz rausdrehen, die linke nur lösen. Unten ist das Halteblech in einer Gummimuffe gelagert und kann einfach herausgeschwenkt werden. Danach den Kabelbinder am Halteblech öffnen (wenn es geht, sonst aufschneiden), alle Stecker lösen (Verbinder, Relaisblock und ECU selbst, Spülluftventil) und Halterung samt Steuergerät beiseite legen.
Jetzt sukzessive die Stecker von den Sensoren usw. entfernen. Man arbeitet sich am besten von der Lambda-Sonde über die Kühlmittel-Sensoren zur Motorsteuerung (Drosselklappe, Einlasslufttemperatur, Leerlaufluftregler, Nockenwellensensor, VVC-Hydraulik und -Temperatur, MAP-Sensor) vor. Den MAP-Sensor musste ich kurz ausbauen, damit ich den Stecker entriegeln konnte. Die beiden Schläuche von der Kurbelgehäuseentlüftung abziehen, geht besser.
Dann den Anlasser entkabeln (13 mm Stecknuss und Geduld für den Steckschuh) und den Kabelbinder um den Magnetschalter aufschneiden. Nun noch die Kontakte zum Rückfahrlichtschalter entfernen und den Erdkontakt an der hinteren Motorraumwand entfernen. Wenn alle Befestigungen des Kabelbaums vorsichtig (oder auch nicht) abgenommen werden, kann zunächst der linke Teil unter dem Spülluftventil durch herausgezogen werden und über die Trennwand in den Kofferraum hängen.
Jetzt wird's heikel. Weiter geht es an der Lichtmaschine, dort die zwei Käfigmuttern von ihren Anschlussbolzen lösen. Nun das rechte Hinterrad ausbauen und das Fahrzeug hinten rechts aufbocken. Den Spritzschutz entfernen. Die zwei Ölkontrollanschlüsse am Filter (Temperaturanzeige, Druckanzeige) von den Sensoren lösen. Unter dem Keilriemen-Antriebsrad läuft der Kabelbaum durch eine Blechrinne, die mit zwei 10 mm Schrauben am Block befestigt ist. Abschrauben und Kabelbaum aus der Rinne rausholen (Klebeband entfernen ... muss beim Einbau erneuert werden).
Jetzt wieder von oben den rechten Teil des Kabelbaums von den Anschlüssen trennen, das sind von links gesehen der Tachometergeber (schwarz), der Kurbelwellensensor (blau) und die (zwei) Zündspulen. Die Halteklipse des Kabelbaums sind unter dem Einlasskrümmer nur sehr schwer aus- und wieder einzubauen. Der rechte Teil des Kabelbaums von Ölgebern und LiMa wird nun vorsichtig durch die untere Halterung der Zündspulen gefädelt und hinter den Zündkabeln am Motorblock entlang herausgeführt, jetzt kann der ganze Baum heraus genommen werden.
Der Wiedereinbau erfolgt in dieser Reihenfolge:
Baum einfädeln (von der Position des Steuergeräts aus) und zunächst den linken Teil verlegen (Motorsteuerung, Kühlmittel, Lambda-Sonde, Rückfahrschalter usw.), alles anschließen und befestigen. Schläuche der Kurbelgehäuseentlüftung wieder einbauen. Dann die rechte Seite verlegen (Tacho, Kurbelwelle, Zündspule(n)),alles anschließen aber den Baum noch nicht befestigen. Wieder besonders beim Durchfädeln hinter den Zündkabeln und durch die untere Zündspulenbefestigung aufpassen. Nun den Kabelbaum unter dem Keilriemenantrieb passend in die Blechrinne positionieren und mit neuem Isolierband gut umwicklen. Kabel zur LiMa und den Ölsensoren führen und die Rinne anschrauben, Sensoren und LiMa anschließen. Wenn möglich, alle Befestigungen anklipsen (unter dem Einlasskrümmer ist mir das nicht gelungen, man sieht dort nichts und hat kaum Raum zum Tasten).
Jetzt die Steckkontakte am ECU-Blech und die Relais sowie Steuergerät-Stecker anschließen und den Kabelbinder am Halteblech wieder gut festmachen. Halteblech einbauen, Massekabel und Spülluftventil wieder anschließen, neuen Kabelbinder um den Anlasser-Magnetschalter spannen. Alle Steckkontakte und Kabelführungen nochmals kontrollieren, dann die Batteriemasse wieder anklemmen und Motor starten. Wenn alles läuft, prima, dann den Spritzschutz wieder anbringen, Rad montieren, Bock entfernen und Fahrzeug ablassen. Motordeckel wieder drauf, aber das kennt ihr ja schon.
Jetzt werde ich mal sehen, ob sich die Fahreigenschaften verbessert haben und sich somit die dreieinhalb Stunden Arbeit samt schwärenden Wunden gelohnt haben.
Bei älteren MPis dürfte das Procedere ähnlich sein, nur sind es ein paar Sensoren weniger. Bei neueren (MEMS3) Motoren ist es wohl einfacher, da die Zündspulen oben im Ventildeckel sitzen. Mit Klima oder Automatik ... keine Ahnung
Wichtig ist, auf die Teilenummer (hängt an der Erdleitung hinten) zu achten und genau so ein Teil wieder zu besorgen.
So, das war's, Ende der Predigt. Und ich hätte jetzt für Bastler noch einen wackeligen Kabelbaum YSB107440 zu liegen.
Mykel